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Hollow Horse: 5 (Review)

Artist:

Hollow Horse

Hollow Horse: 5
Album:

5

Medium: CD/Download
Stil:

Sophisticated Pop, Barock-Pop, Softrock, Eighties-Pop, Singer-Songwriter, Britpop

Label: Platiruma
Spieldauer: 43:04
Erschienen: 03.08.2025
Website: [Link]

Es gibt sie immer noch hin und wieder im Pop, diese wundersamen Entdeckergeschichten: Eine herausragende Band existiert schon seit gefühlten Ewigkeiten, ist nur ganz wenigen Eingeweihten bekannt, so dass selbst das Wort "Kult-Band" noch übertrieben erscheint - und kommt dann doch noch groß raus. So eine späte Erfolgsstory rankt sich nun um HOLLOW HORSE, eine vielköpfige Sophisticated-Pop-Gruppe aus Schottland um den ambitionierten Sänger, Gitarristen und Songwriter Kenny Little. 

Selbst der Pop-Auskenner und Musikblogger Stephen Schnee ("The CD Junkie") musste kürzlich zugeben, dass er HOLLOW HORSE auch 40 Jahre nach ihrer Gründung und 20 Jahre nach ihrem Debütalbum nicht gekannt hatte - um dann aber mit Album Nummer vier ("Leaving Without Saying Goodbye", 2024) zum euphorischen Verehrer zu werden. Der deutsche "Rolling Stone" stieg in seiner diesjährigen August-Ausgabe in den (Mini-)Hype um Mr. Little und seine Musiker ein und widmete der Band nicht nur eine Vier-Sterne-Besprechung der aktuellen, mittlerweile fünften Scheibe "5", sondern zudem ein zweiseitiges Porträt im Heft.


Die Happy-End-Geschichte beginnt im rauen Glasgow der 70er/80er Jahre. Die schottische Metropole hatte noch nicht viel von dem Glanz, der 1990 mit ihrer Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt über sie kam. "Die beiden Fluchtwege für aufstrebende Teenager aus der Arbeiterklasse waren immer entweder Fußball oder Musik", sagt Kenny Little im "Musikreviews"-Interview. "Und deshalb hat Glasgow eine so lebendige Szene mit unzähligen großartigen Bands, die eine solche Vielfalt an großartiger Musik produzieren."

Little ist viel zu bescheiden, um hinzuzufügen, dass sein Projekt mit vielen Live-Auftritten in den Eighties und exzellenten Studioproduktionen (das Debüt „Five Year Diary“ erschien 2003) selbst schon lange zu diesen großartigen Bands aus der heimlichen Indiepop-Hauptstadt des UK zählt. Nur blieben HOLLOW HORSE leider, im Gegensatz zu anderen, teilweise stilistisch verwandten und tatsächlich berühmt gewordenen Glasgow-Acts (von Aztec Camera bis Travis, von Belle and Sebastian bis Teenage Fanclub), trotz ihrer unstrittigen Klasse stets unter dem Radar.


Mit ihrem fünften Album machen sich Kenny Little und HOLLOW HORSE nun auf den Weg zum - nun ja, vielleicht noch nicht Weltruhm (so gerecht ist Pop dann doch nicht), aber immerhin zu einer längst überfälligen breiten Beachtung als eine der besten Bands von der Insel. Diese auf dem kleinen deutschen Liebhaber-Label Platiruma veröffentlichte Platte dürfte alle glücklich machen, die anspruchsvollen Pop mit Wurzeln in den Sixties bis Nineties lieben. Mit den Koordinaten Prefab Sprout, XTC, Deacon Blue, Del Amitri, Trashcan Sinatras und The Pearlfishers ist die Musik von HOLLOW HORSE ganz gut beschrieben – ohne dass die Songs je nachahmend oder gar abgekupfert klingen.
 
Solche (ehrenvollen) Vergleiche "kommen nicht daher, dass wir von ihnen beeinflusst sind oder sie in irgendeiner Weise kopieren wollen, sondern weil ich im gleichen Alter wie diese Songwriter bin und in meiner Jugend die gleichen Platten gehört habe wie sie und daher die gleichen frühen Einflüsse habe wie sie“, betont Kenny Little im Interview. "Je länger man das Handwerk studiert, desto länger man es ausübt, desto mehr entwickelt man meiner Meinung nach langsam seine eigene Stimme, seine eigene Arbeitsweise, seinen eigenen Stil. Zumindest hoffe ich, dass ich das erreicht habe. Dennoch empfinde ich es als großes Kompliment, mit so talentierten Songwritern und Bands verglichen zu werden."


Wer nun "5" hört, diese fabelhaft produzierte Platte einer im Kern fünfköpfigen, um etwa zehn befreundete Musiker erweiterten Band, der kommt aus dem Staunen über so viel souveräne Meisterschaft bei Songwriting, Vocals und Arrangements nicht mehr heraus. Dies ist eine Art Konzeptalbum mit einem ambitionierten Spannungsbogen, der vom Intro "Unter Starters Orders…" bis zum Outro "The Final Furlong" in 43 Minuten einen lebhaften Tag auf der Rennbahn mit ganz viel Gefühl und Atmosphäre abbildet (die 14 Musiker firmieren denn auch als Jockeys mit witzigen Alias-Namen). 
Innerhalb dieses erzählerischen Rahmens befinden sich elf mal muskulöse, mal melancholische Pop-Rock-Songs und Balladen, denen es an nichts fehlt. Man hört und genießt prächtige Jangle-Gitarren ("How You Look At Things/Through The Lens Of Time"), dynamische Bläsersätze ("Burning The Paper"), sehnsüchtige Trompeten-Soli ("Steal The Starlight", "Who Misses Out The Most"), perfekte Harmony-Gesänge ("I Generate Joy") und tolle Duett-Vocals von Kenny Little und Suzanne Enterkin Kelly ("I Died For You Once", "You Are The Universe").


Zum Ende hin wird "5" immer größer, feierlicher, „klassischer“. Das von Enterkin Kelly allein gesungene "For Every Fall There Is A Rise", aber auch "All My Friends" und "Twice As Good And Half As Bad" erinnern tatsächlich an Großtaten von Burt Bacharach, Brian Wilson oder Paddy McAloon (Prefab Sprout). Die festen Bandmitglieder Ian Stevenson (Schlagzeug), Kevin Devlin (Bass) und Brian McNeill (Keyboards) erzeugen einen brillanten, durchaus üppigen, jedoch zum Glück nie überladenen Sound.


McNeill hat „alle fünf unserer Alben produziert“, sagt Kenny Little. „Ehre, wem Ehre gebührt: Es ist Brians Talent als Toningenieur und Produzent zu verdanken, dass unsere Alben so ausgefeilt und klar produziert sind. Es gibt nur eine Handvoll Menschen, denen man im Leben begegnet, die wie eine Naturgewalt den Lauf des Lebens auf wirklich positive Weise verändern. Brian war einer davon.“ (Achtung, Nerd-Wissen: McNeills einstige Band China Crisis hatte einen Song mit dem Titel "Diary Of A HOLLOW HORSE" im Programm, außerdem stößt man beim Googeln noch auf den Track "Hollow Horse" der britischen The Icicle Works.)

Auch für unsere neue schottische Lieblingsband (laut Label Platiruma „Glasgows vergessene Legenden“) sollte sich der „Lauf des Lebens“ mit dem Start-Ziel-Sieg dieser famosen Platte nun positiv verändern. Verdient hätten es HOLLOW HORSE allemal, nach so manchen Ruckeleien und Enttäuschungen über rund 40 Jahre.


FAZIT: "Natürlich habe ich Zweifel – meine Güte, ich habe oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein, dass die Songs nicht gut genug sind. Solche negativen Gedanken, das kann eine Qual sein. Warum mache ich mir dann die Mühe? Ich mache es, weil ich dazu getrieben werde", sagt Kenny Little, Frontmann der langlebigen SophistiPop-Band HOLLOW HORSE im Interview. Er sei aber auch hartnäckig, "jemand mit einem Traum, der sich einfach weigert, aufzugeben. (…) Und ich hoffe jetzt, dass deine deutschen Leser neugierig auf diesen Mann, seine Reise und seinen Traum werden und sich selbst ein Bild von seiner Arbeit machen." Was hiermit dringend empfohlen sei.

Werner Herpell (Info) (Review 211x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Under Starters Orders...
  • How You Look At Things/Through The Lens Of Time
  • Burning The Paper
  • I Died For You Once
  • You Are The Universe
  • I Generate Joy
  • Steal The Starlight
  • Who Misses Out The Most/Ice Nine
  • The Fire Is Worse Than The Fall
  • For Every Fall There Is A Rise
  • All My Friends
  • Twice As Good And Half As Bad
  • The Final Furlong

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • 5 (2025) - 13/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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