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Jethro Tull: Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008 (Review)
Artist: | Jethro Tull |
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Album: | Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008 |
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Medium: | Do-LP/Do-CD | |
Stil: | Progressive Rock, Folk, Singer/Songwriter |
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Label: | earMUSIC | |
Spieldauer: | 89:24 | |
Erschienen: | 13.06.2025 | |
Website: | [Link] |
„Die lockere Ungezwungenheit dieses feinen Konzertortes in der schönen Stadt Basel überträgt sich auf die Band und das Publikum gleichermaßen und macht das Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle.“ (Ian Anderson)
Es ist der pure Live-Wahnsinn, den vor 17 Jahren die Mannen um den wirklich schon damals nicht mehr ganz taufrischen IAN ANDERSON (mit deutlichen Abstrichen an seiner Stimme), der zu diesem Zeitpunkt bereits 61 Jahre alt war, als JETHRO TULL in Basel entfachten.
Da stand die kleine Schweiz schon Kopf, als am 15. November 2008 die legendäre Band die Baseler Bühne betrat und ihr ganz großes Tull-Feuerwerk mit den wirklich größten Songs der 1967 gegründeten britischen Folk-Prog-Band entzündete, das (nicht nur) aus heutiger Sicht hochexplosiv war. Welch Glück, dass es dieses Live-Ereignis endlich 17 Jahre später auch auf Doppel-Vinyl bzw. Doppel-CD zu erstehen und in bester Sound-Qualität zu genießen gibt.
Und ja! Es ist ein echter Genuss. Besonders für all die alteingesessenen JETHRO TULL-Retro-Heads, die sich noch immer nach „Aqualung“ und „Locomotive Breath“ genauso sehnen wie nach den ganz großen Prog-Epen der Marke „Thick As A Brick“ oder die ganz frühen Songs „Living In The Past“.
Wobei allerdings in Bezug auf Andersons Stimme „Nothing Is Easy“ eine völlig neue Bedeutung erhält.
JETHRO TULL bieten im Laufe des Konzerts genau all diese Songs anno 2008 dem begeisterten Schweizer Publikum an, womit sie frontal deren Zeit- und Musik-Gefühl treffen. Ähnlich wie auch das derjenigen, die nun vor ihrer heimischen Anlage nach „Bursting Out“ dieses weitere Doppel-LP-Live-Erlebnis „Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008“ genießen dürfen. Zwar liegen zwischen beiden Alben genau 30 Jahre, aber die Titelleisten ähneln sich durchaus, selbst wenn bei diesen Live-Aufnahmen natürlich auch so großartige Songs wie dem fast zehnminütigen „Heavy Horses“ oder „Rocks On The Road“, an die 1978 noch nicht zu denken waren, erklingen.
Auf jeden Fall darf unumwunden festgestellt werden, dass JETHRO TULL hier ein außergewöhnlich feines Gespür für die Songzusammenstellung zu bescheinigen ist, die am Konzert-Ende natürlich das ganz große Finale mit „Thick As A Brick“ sowie „Aqualung“ und „Locomotive Breath“, festgehalten auf der letzten LP-Seite, findet!
Instrumental schlägt „Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008“ voll ein und trifft direkt ins Schwarze.
Highlight in dieser Beziehung „Dharma For One“ samt Schlagzeug-Solo plus lustiger Anmoderierung durch Anderson. Hier geht nicht nur die ganze Band, sondern auch echt die Luzie ab! Das Instrumental rockt ohne Ende und heizt das gesamte, bis dahin etwas verhaltenere Konzert, so richtig an. Und es kündigt zudem durch diesen Trendwechsel die kurz darauf folgenden Klassiker, nämlich „Heavy Horses“, „Thick As A Brick“, „Aqualung“ und „Locomotive Breath“ an.
Der Gesang hingegen bleibt leider doch deutlich hinter den Instrumentalleistungen zurück.
Daher begeistert gerade ein so angejazztes Flötenstück wie „Serenade To A Cuckoo“ (Diese Jazz-Ehrerweisung an ROLAND KIRK bleibt nicht die einzige, denn auch in „Rocks On The Road“ wird ein Jazz-Flöten-Teil eingebaut!) auf seine ganz eigene Art, da sich der gute Ian hier nur auf seine Flöte konzentriert, um danach ganz auf den Blues von „So Much Trouble“ zu setzen, bei dem seine Stimme passender erscheint. Das liegt wohl daran, dass man die alten Tull-Klassiker eben auch mit dem vollen Stimmvolumen längst vergangener Zeiten in Verbindung bringt, während die weniger bekannten Stücke eben nicht solche Erwartungen schüren, die Mr. Anderson zumindest bei diesem Konzert nicht vollumfänglich erfüllen kann. Ganz besonders schlimm klingt in dieser Beziehung „Too Old To Rock And Roll, Too Young To Die“, wobei sich Anderson zuvor auch noch ein wenig über den deutlich älteren Mick Jagger lustig macht. Der aber kann bis heute noch um Längen besser als der Tull-Frontmann singen.
So bleiben am Ende des Konzerts doch ein paar gemischte Gefühle übrig, wenn dieses mit dem grandiosen instrumentalen Lokomotive-Fauchen und ekstatischen Flötenspiel ausklingt, bei dem nur der singende Lokführer nicht mithalten kann.
Ansonsten darf gerne resümiert werden, dass „Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008“ nach „Bursting Out“ ein gelungenes doppelvinyliges Live-Dokument geworden ist, das endlich erstmals als Doppel-LP erhältlich ist. Für jeden JETHRO TULL-Fan sowieso ein instrumental hoch- und gesanglich minderwertiges Sammlerstück, das durchaus lohnens- und hörenswert ist, selbst wenn es nicht das vokale „Bursting Out“-Feuer entfachen kann.
FAZIT: Zum ersten Mal überhaupt auf Vinyl. Und dann auch noch auf einer Doppel-LP, die als würdige Fortsetzung des 30 Jahre zuvor erschienenen JETHRO TULL-Live-Meisterwerk „Bursting Out“ erscheint. „Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008“ von JETHRO TULL unter Federführung des zu dieser Zeit 61-jährigen Ian Anderson klingt instrumental genauso frisch und frech und verrückt wie „Bursting Out“! Nur dass hier sogar der Sound noch einen Zacken besser und kristallklarer wie stereo-technisch beeindruckender zwischen den Boxen rüberkommt. Dazu gibt’s die legendären Songs von der dampfenden Lokomotive bis zu dem spitzbübischen Vagabunden und der Erkenntnis, dass man auch dumm wie Bohnenstroh sein kann, um ein perfektes Prog-Epos zu vollenden, zu hören. Trotzdem gibt es einen Schwachpunkt – und das ist die Anderson-Stimme, die im Vergleich zu den Zeiten von „Bursting Out“ deutlich dünner und zu keinem Zeitpunkt so wild und abgefahren wie damals klingt. Trotzdem darf festgestellt werden, dass diese Doppel-LP ein echter Hinhörer ist. Seltsam, dass es tatsächlich 17 Jahre dauerte, um zu erkennen, dass „Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008“, welches bis dato nur als DVD-Aufnahme existierte, einfach auf schwarzes Doppel-Vinyl gehört, damit sich „Bursting Out“ nicht so einsam fühlt...
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:02):
- My Sunday Feeling (3:59)
- Living In The Past (5:36)
- Serenade To A Cuckoo (4:22)
- So Much Trouble (3:48)
- Nursie (3:17)
- Seite B (23:41):
- Rocks On The Road (6:24)
- A New Day Yesterday (7:12)
- Too Old To Rock And Roll, Too Young To Die (4:57)
- Bourée (5:08)
- Seite C (22:48):
- Nothing Is Easy (6:44)
- Dharma For One (6:25)
- Heavy Horses (9:39)
- Seite D (21:53):
- Thick Is A Brick (9:08)
- Aqualung (5:06)
- Locomotive Breath (7:39)
- Bass - David Goodier
- Gesang - Ian Anderson
- Gitarre - Martin Barre, Ian Anderson
- Keys - John O'Hara
- Schlagzeug - Doane Perry
- Sonstige - Ian Anderson (Flöte, Harmonika), John O'Hara (Akkordeon)
- Live At Madison Square Garden (2009)
- 50 for 50 (2018)
- The Zealot Gene (2022) - 11/15 Punkten
- RökFlöte (2023) - 12/15 Punkten
- Live From Baloise Session, Basel, Switzerland, 15.11.2008 (2025)
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